Kalkulatorische Zinsen – Was ist das?
Definition
Bei den kalkulatorischen Zinsen handelt es sich laut Definition um Zinsen, die ein Unternehmen erwirtschaftet hätte, wenn es Eigenkapital
Kurz gesagt: Hätte man das Geld nicht in das Unternehmen, sondern auf dem Kapitalmarkt investiert, bekäme man Zinsen. Um zu erfahren, wie hoch diese Zinsen sein könnten, werden sie als kalkulatorische Zinsen errechnet.
Sinn und Zweck der kalkulatorischen Zinsen
Kalkulatorische Zinsen sind im Rechnungswesen Gewinn
Besonders für Investoren ist der resultierende Wert interessant, da sie mit ihm genau abwägen können, ob es rentabler ist, Geld in das Unternehmen zu stecken oder auf dem Kapitalmarkt anzulegen.
Achtung: Du kannst die kalkulatorischen Zinsen nicht in der Steuer- oder Handelsbilanz verwenden. Es handelt sich nur um eine rein fiktive Verzinsung.
Wann werden kalkulatorische Zinsen berechnet?
Kalkulatorische Zinsen werden zumeist in regelmäßigen Abständen vom Controlling Jahresabschluss
Berechnung der kalkulatorischen Zinsen mit der Restwertmethode
Wenn du die kalkulatorischen Zinsen berechnest, musst du zuerst das durchschnittlich gebundene Kapital ermitteln. Dazu nimmst du dir einen Vermögenswert, zum Beispiel eine Sachanlage, für die du die Zinsen berechnen möchtest.
Der Wert, den der Gegenstand beim Kauf hatte (AK), wird mit dem Wert nach einer bestimmten Nutzungsdauer (RBW) addiert und anschließend durch 2 geteilt. So erhältst du das durchschnittlich gebundene Kapital (DGK). Dieses Kapital multiplizierst du dann mit dem Kalkulationszins (i).
Die Formeln dazu lauten:
DKG = (AK + RBW)/ 2
Kalkulatorischer Zins = DGK × i
Ein Beispiel für die Berechnung kalkulatorischer Zinsen
Ihr Unternehmen hat 2012 einen Fuhrpark im Wert von 100.000 Euro gekauft. Dieser ist schon fünf Jahre in Benutzung und wird insgesamt über zehn Jahre zu gleichen Teilen abgeschrieben.
Du schreibst also jährlich 10.000 Euro ab und hast bereits 50.000 Euro abgeschrieben. Der aktuelle Wert des Fuhrparks liegt nun also bei 50.000 Euro. Als nächstes willst du wissen, welche Zinsen du bekommen hättest, wenn du das Geld nicht in den Fuhrpark, sondern in den Kapitalmarkt investiert hättest.
Dazu berechnest du zuerst das durchschnittlich gebundene Kapital mit der ersten Formel:
DKG= (100.000 + 50.000) / 2 DKG = 75.000 Euro
Du errechnest ein durchschnittlich gebundenes Kapital von 75.000 Euro. Dieses Kapital multiplizierst du daraufhin mit dem Kalkulationszins, der in unserem Beispiel der Einfachheit halber bei 1 % liegt.
Kalkulatorischer Zins = 75.000 × 0,01
Kalkulatorischer Zins = 750 Euro
Du hättest also 750 Euro erwirtschaftet, wenn du das Geld zum Beispiel bei einer Bank angelegt hättest.
Aufgepasst:
Bei dieser Formel werden die Zinsen nur für ein Jahr berechnet. Wenn in verschiedenen Jahren verschiedene Zinssätze vorliegen, müssen auch mehrere Berechnungen gemacht werden. Vorteil: Die Methode ist in der Berechnung sehr aufwendig, dafür aber sehr genau.
Berechnung nach der Durchschnittswertmethode
Hierbei gehst du von einem durchschnittlichen Wert des Guts aus. Dementsprechend findet der Restwert, den die Sachanlage nach einem gewissen Nutzungszeitraum hat, keine Rolle. Stattdessen wird der durchschnittliche Wert als Grundlage genommen.
Die Formel sieht dann so aus:
Kalkulatorische Zinsen = (Anschaffungskosten / 2) × kalkulatorischer Zinssatz
Greifen wir wieder das Beispiel auf, bekommen wir folgende Gleichung:
Kalkulatorische Zinsen = (100.000 / 2) × 0,01
Kalkulatorische Zinsen: 500 Euro
Die Durchschnittswertmethode ist einfacher zu berechnen, allerdings hat sie eine gewisse Ungenauigkeit, da die Zinsen nur durchschnittlich dargestellt werden. Die tatsächlich mögliche Verzinsung kann also deutlich von dem Ergebnis abweichen.